Leader-Typ: Tatortreiniger
Gründer werden – zu Recht – bewundert. Sie sind die Visionäre, die Neues erschaffen und Menschen zusammenbringen. Mit ihrem Talent knüpfen sie aus Fremden ein engmaschiges und motiviertes Team. Zudem sind sie die Architekten der Unternehmenskultur in einem Startup. Ihre Führung basiert auf Leidenschaft und unerschütterlichem Glauben, oft auch auf dem Beherrschen des Chaos. In der harten Realität eines Startups ist man oft nur ein oder zwei falsche Entscheidungen von der Pleite entfernt, baut quasi ein Flugzeug, während es fliegt. Doch wenn das Team voll motiviert ist und an die Mission glaubt, scheint es keine Hürden zu geben, die nicht überwunden werden.
Doch es kommt der Punkt, an dem es so nicht weitergeht. Hier muss das Unternehmen sich sammeln, um nicht Ressourcen und Mitarbeiter zu verbrennen und das künftige Wachstum aufs Spiel zu setzen. An diesem Punkt treten neue Leader auf den Plan – die "Aufräumer" oder "Tatortreiniger".
Sie übernehmen eine einzigartige und herausfordernde Aufgabe. Aufräumer arbeiten mit einem bestehenden Team, das sie nicht selbst ausgewählt haben, sowie mit Shareholdern und den initialen Gründern. Sie müssen sich in eine über Monate oder Jahre eingeschliffene Infrastruktur und Team-Dynamik einfügen, die oft dysfunktional oder ineffektiv ist. Diese Leader müssen bereit sein, mit bestehenden Überzeugungen, Werten und manchmal traumatischen Erfahrungen zu arbeiten.
Der Anfang ist ein Balanceakt: Es gilt, sofortige Veränderungen vorzunehmen, um Schmerz und Stress aus der Organisation zu nehmen, ohne dabei zu viel und zu schnell zu verändern. Priorisierung ist der Schlüssel, um zu entscheiden, was noch warten kann. Zu schnelle Veränderungen können Vertrauen zerstören, bevor es aufgebaut werden konnte, was zu Widerständen und einem Entzug von Unterstützung führt.
In dieser Phase entscheidet sich oft, ob das Unternehmen erfolgreich wächst, ob sich Teams entwickeln und ob eine gesunde, nachhaltige Unternehmenskultur entsteht. Die notwendigen Änderungen können auch wehtun, allen voran denen, die von Anfang an dabei waren und die Startup-Zeit geliebt haben.
Gründern gebührt jede Ehre für ihren Mut und Glauben. Doch es ist ebenso wichtig, das Licht auf die Leader zu lenken, die Unternehmen an der Seite der Gründer oder allein in effiziente Organisationen verwandeln, damit diese und ihre Mitarbeitenden weiter wachsen können.