Loslassen - Die schwerste Aufgabe für Führungskräfte
Das große Problem dabei ist, dass wir als Führungskraft damit das gesamte System und den Erfolg von uns abhängig machen. So entsteht ein fragiles Unternehmen, bei dem die Kompetenz einzelner Personen über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Ein Freund von mir ist Gründer und CTO eines schnell wachsenden, erfolgreichen Tech-Unternehmens mit einer unglaublich komplexen Technologie im Bereich Machine-Learning. Ein Kernelement der Software, welches er selbst programmiert hatte, entwickelte er bis vor Kurzem noch persönlich weiter, da er zweifellos der kompetenteste und schnellste Experte für diese spezielle Aufgabe war. Doch ihm wurde bewusst, dass sein Unternehmen komplett von ihm abhängig ist.
Seine Reaktion war bemerkenswert: Er begann sofort damit, Entwickler aus seinem Team für diesen speziellen Bereich auszubilden, und übergab ihnen seine Programmierarbeiten. Natürlich funktionierte nicht alles so reibungslos und schnell, als hätte er selbst weiter programmiert und oft war er versucht, einfach wieder selbst zur Tastatur zu greifen. Doch er hielt durch und nach und nach wurde es besser, und heute gibt es bereits eine Handvoll Entwickler, die mindestens genauso gut wie er diesen kritischen Software-Teil beherrschen.
Wir alle kennen das: Wir glauben an unsere Fähigkeiten und wissen, dass wir selbst die Arbeit am besten erledigen könnten, denn wir sind mit Leidenschaft und Talent gesegnet. Doch als Leader brauchen wir die Geduld, andere machen zu lassen – auch wenn diese Fehler machen und es wieder und wieder versuchen müssen, bis sie selbst zu Experten werden.
Als Leader motivieren wir und vermitteln das Vertrauen, dass Fehler und Misserfolge nicht nur akzeptabel, sondern notwendig sind, um zu wachsen. Das ist zweifellos schwer, vielleicht das Schwierigste, was man als Führungskraft durchmachen muss. Aber es ist essentiell für ein stabiles und skalierbares Unternehmen.